Porträt: Von der Baugrube zur Drohne

Adrian Heinzer sorgt bei ebs dafür, dass das Stromnetz bautechnisch stets auf dem aktuellen Stand ist. Dabei weiss er über Elektrizität eigentlich nur wenig Bescheid.

Wo braucht es welche Stromleitung? Und wie kann diese gebaut werden? Adrian Heinzer ist Bauleiter Netze bei ebs und damit für den Tiefbau zuständig. In seiner Funktion begleitet er den gesamten Bau von Stromleitungen und Trafostationen und plant deren Standort und Zugang. Dazu verhandelt er mit Grundeigentümern, erstellt Verträge, optimiert Zeichnungs- und Planungsentwürfe, holt Offerten ein und prüft Rechnungen. Daneben veranlasst er Eingaben beim Eidgenössischen Starkstrominspektorat und beantragt die Eintragung der Leitungen oder Stationen im Grundbuch.

Baufortschritt: Vor Ort bespricht sich Adrian Heinzer mit einem Mitarbeitenden über den aktuellen Stand auf der Baustelle und prüft dabei die korrekte Führung der neuen Stromleitung.

Über Strom wissen andere Bescheid

«Von Strom habe ich eigentlich gar keine grosse Ahnung», gibt Adrian Heinzer in seiner sympathischen und humorvollen Art unumwunden zu. Aber die braucht er als Bauleiter auch nicht. Heinzer ist seit fünf Jahren bei ebs Teil eines vierköpfigen Projektteams, das nebst einem weiteren Bauleiter auch aus Stromprofis, konkret zwei Elektrotechnikern, besteht.

Doch wozu braucht es die beiden Baufachleute bei ebs, wenn es vor allem um Strom geht? «Dank unserem Hintergrund als Maurer und Polier können wir bauliche Massnahmen intern abdecken und der Kundschaft günstigere Preise anbieten», erklärt Heinzer. «Müssten wir diese Arbeiten extern in Auftrag geben, käme das teurer und würde allenfalls länger dauern.» Apropos teuer: Konkret belaufen sich die Tiefbaukosten bei einem Netzprojekt auf rund einen Drittel – ein Grund mehr also, warum Baufachleute wie Adrian Heinzer bei der Erstellung von Netzinfrastrukturen gefragt sind.

Vor seiner Anstellung bei ebs war Heinzer auf dem Bau tätig. Weshalb der Wechsel weg von der Baustelle zu so etwas wie einem Planungsbüro? «Auf dem Bau ist man stets dreckig und immer draussen», erklärt der 45-Jährige. «Im Sommer ist es heiss, im Winter kalt – dazwischen regnet es von morgens bis abends.»

«Der Mix ist vielfältig und motivierend»

Nicht nur an das Wetter in der Schweiz, auch an seine körperliche Verfassung dachte Heinzer vor ein paar Jahren bei seiner beruflichen Neuorientierung. «Ich bin nicht mehr der Jüngste, es zwickt an gewissen Körperstellen», fügt er mit einem Lachen an. Doch arbeitet er heute draussen, was rund ein Zehntel seiner Tätigkeit bei ebs ausmacht, liebt er das genauso wie die restlichen 90 Prozent seines Jobs als Bauleiter im Büro. «Der Mix zwischen Arbeiten ‹im Feld› und im Büro ist vielfältig und motivierend», sagt er.

Doch wie kann Adrian Heinzer Stromleitungen planen und bauen, wenn Elektrizität nicht sein Fachgebiet ist? Wie viel Strom braucht es? Wie gross muss die Dimension des Rohres sein, damit das Kabel hindurchpasst? An diesem Punkt in der Planungs- und Berechnungsphase kommen die Elektrotechniker in seinem Team ins Spiel. «Wir Bauchfachleute fragen sie nach der Berechnung unserer Entwürfe», erklärt Heinzer. «Umgekehrt fragen sie uns, was bautechnisch möglich ist.»

Bis zu einem Jahr Planung

Als Bauleiter schätze er diese Kompetenzen im eigenen Team, jeder könne sich seinem Fachgebiet mit vollem Einsatz hingeben. Den braucht es auch: Die Verhandlungen, die Planung und die Koordination können sich für eine einzige Stromleitung oder Trafostation bis zu einem Jahr hinziehen. Erst dann, wenn wir von allen Seiten grünes Licht haben, können die Bauarbeiten beginnen sowie Leitungen und Stationen verlegt werden.

Die Drohne als Unterstützung im Alltag

Für einige Arbeitsabläufe kann Adrian Heinzer seit Kurzem auf digitale Unterstützung in Form einer Drohne zurückgreifen. «Ich muss noch etwas üben, bis es ‹giiget›», erklärt er. Bereits jetzt schätze er aber deren Vorteile: Mit der Drohne lässt sich beispielsweise die Lage von Leitungen berechnen oder die Menge an Aushub. Ausserdem könne er verschiedene Blickwinkel oder mögliche Standorte für Trafostationen fotografisch dokumentieren. «Eine wertvolle Unterstützung», sagt Adrian Heinzer. «Die Daten und Bilder kann ich bei Baugesuchen als zusätzliche Argumente beilegen.»

Gerade in Vertragsverhandlungen sind gute Argumente entscheidend. Schliesslich ist ebs auf gute Standorte für Verteilkabinen und Trafostationen angewiesen, um ein Projekt kostenoptimiert umsetzen und die Netzkosten attraktiv halten zu können. Mit rund 50 Prozent der Grundeigentümer verlaufen die Verhandlungen problemlos. «Die andere Hälfte möchte Strom, aber die dazugehörende Leitung dann lieber auf dem Grundstück des Nachbarn sehen», so Adrian Heinzer. In diesen Fällen müssen unter Umständen andere, oftmals kostenintensivere Lösungen gesucht werden. Das kann eine Führung der geplanten Leitung über ein benachbartes Grundstück sein, was wiederum längere Gräben, längere Leitungen und auch höhere Spannungsverluste bedeuten könne.

Feldstudie: Mit der Drohne verschafft sich Adrian Heinzer eine Übersicht aus der Luft. Wo liegt der optimale Weg für die neue Stromleitung?

In den Erdboden ist heute Standard

Nicht nur Standortverhandlungen verlaufen zusehends herausfordernder und aufwendiger. Generell sei der bürokratische Aufwand gegenüber früher grösser geworden, es werde mehr gefordert: strengere Auflagen, genauere Deklarierung. «Doch auch wenn es zeit- und somit kostenintensiver ist, der Auftraggeber soll die volle Transparenz darüber haben, wohin sein Geld fliesst», betont Adrian Heinzer.

Neubauten sind das eine, Sanierungen das andere. Ein Stromnetz muss kontinuierlich gewartet, ausgebaut, verbessert, erneuert und modernisiert werden. Nach etwa 35 bis 40 Jahren werden deshalb viele Leitungen und Anlagen überholt oder gleich neu erstellt. Bei diesem langen Zeithorizont will jede Ersatz- und Neuinvestition gut erhoben, geplant und umgesetzt sein. Obwohl nach wie vor zahlreiche Freileitungen verkabelt werden, verlegt ebs heutzutage Leitungen oft gleich vollständig in den Erdboden. In den letzten fünf Jahren wurden im ebs-Versorgungsgebiet jährlich rund 7 000 Meter Freileitungen zurückgebaut. Ein Pluspunkt für das Ortsbild, findet Adrian Heinzer. Doch er verstehe auch, wenn die Freude an einer Baustelle auf dem eigenen Grundstück nicht gerade gross sei.

Ehrlichkeit zahlt sich aus

Es sind diese Herausforderungen in seinem Arbeitsalltag, die ihn als Bauleiter bei ebs immer wieder aufs Neue fordern, die er aber stets als positiv empfindet. «Wenn man ehrlich mit den Grundeigentümern kommuniziert und ihnen die Vorteile einer neuen Leitung aufzeigt, sind sie meist offen», erzählt Heinzer von seinen Erfahrungen. «Dann verstehen sie auch, dass wir das Gebiet nicht ohne Grund optimieren und versorgungssicherer machen – und dass davon letztlich auch sie als Grundbesitzer profitieren.»

Flexible Arbeitszeiten

Überhaupt überwiegen in seiner Tätigkeit die Vorteile, darunter die Abwechslung im Alltag und das eigenständige Arbeiten. «Ich kann meine Arbeitszeit oft flexibel einteilen und auch einmal spontan aufs E-Bike steigen», sagt Heinzer. Apropos E-Bike: Das ist nur eines der vielen Hobbys, welche der verheiratete und zweifache Familienvater pflegt. Hinzu kommen Skifahren in allen Variationen, Fussball, Fischen und Wandern.

Und Jassen, aber das komme aktuell zu kurz. Und das, obwohl er vor sechs Jahren beim «Donnschtig-Jass» des Schweizer Fernsehens ein sensationelles Resultat erzielte: zweimal null und einmal drei Punkte Differenz. War es die richtige Taktik? Lag es an seiner guten Berechnung? An der eingehenden Vorbereitung? Dem optimalen Zusammenspiel? So oder so: Alles Aspekte, die Adrian Heinzer auch in seinem Job von Nutzen sind.

Wenig Differenz: Nach Feierabend «chlopft» Adrian Heinzer mit seinen Teamkameraden auch gerne einmal einen Jass. Am liebsten einen «Differenzler», denn darin ist er stark.

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