Porträt: Damit der Strom immer ankommt

Stefan Sigg und Wendelin Schelbert sind bei ebs für das Stromnetz zuständig. Sie sorgen mit ihrem Team rund um die Uhr dafür, dass 17 000 Kunden stets mit Energie versorgt sind. Und wenn es doch einmal harzt, werden sie zu Detektiven.

Das Pikett-Telefon klingelt. Stefan Sigg hält sich den Hörer ans Ohr. Eine computergesteuerte Frauenstimme diktiert ihm eine Fehlermeldung. Der Bereichsleiter Betrieb Stromnetz prüft sofort das Leitsystem der ebs-Zentrale in Schwyz. Dieses bietet ihm einen Überblick über alle Stromleitungen in den Gemeinden Sattel, Steinen, Lauerz, Schwyz, Muotathal, Unteriberg und Illgau. Alle Unterstationen und Trafostationen werden damit überwacht.

Über sein System stellt er einen Stromunterbruch in Seewen fest. Bereits klingeln die ersten Telefone in der ebs-Zentrale an der Riedstrasse in Schwyz. Mehrere Kunden – Firmen und Privatpersonen – erkundigen sich nach dem Grund für den Unterbruch ihrer Stromzufuhr. Es ist halb zwölf Uhr mittags. Die Seebnerinnen und Seebner möchten kochen, damit alle rechtzeitig ihr Zmittag auf dem Teller haben.

Akribisches Vorgehen bei Störungen

«Unser oberstes Ziel ist es, die Stromzufuhr so schnell wie möglich wieder zu gewährleisten», sagt Stefan Sigg. Er ruft seinen Arbeitskollegen Wendelin Schelbert an. Der Bereichsleiter Bau Stromnetz ist bei ebs für alle Reparaturen, Revisionen und Bauten im Aussenbereich zuständig. Sofort schickt er zwei seiner vierzehn Mitarbeiter los, um nach dem Rechten zu sehen.

Fast wie Detektive gehen die ebs-Profis dabei vor. «Wir suchen, bis wir die Ursache gefunden haben», fügt Wendelin Schelbert an. Hat jemand aus der Bevölkerung einen Hinweis gegeben? Ist eine Baustelle in der Nähe der Störung, die den Stromunterbruch hätte verursachen können? Brennt es irgendwo? Von Trafostation zu Trafostation zieht sich im Durchschnitt ein Netz von einem Kilometer. Auch so kann man den Bereich der Störung etwas eingrenzen und die Stelle finden, an der angesetzt werden muss.

Das Netz im Blick: Stefan Sigg sucht nach einer Störungsmeldung im Leitsystem nach der Ursache.

Viel los im Winterhalbjahr

Es gibt die unterschiedlichsten Ursachen, die einen Stromausfall auslösen können: umstürzende Bäume; Laub, das auf eine Freileitung drückt; ein Föhnsturm, der mehrere Freileitungen geknickt hat. Auch Starkregen kann zu Störungen führen. Die allermeisten Störungen seien in den Herbst- und Wintermonaten auszumachen, erklärt Stefan Sigg. Schneefall und Sturm sorgen vor allem in abgelegenen Gegenden für Stromunterbrüche und Schäden an Freileitungen. «Das Gewicht von Schnee kann problemlos einen Mast zu Boden drücken», sagt Wendelin Schelbert.

Sein Team muss wetterfest sein. An 365 Tagen sind die ebs-Mitarbeitenden 24 Stunden auf Pikett. Im Winter kann dies sehr anstrengend sein. Wenn bei Nacht und Schneesturm eine Störungsmeldung eingeht, muss zuerst abgewogen werden, ob der Einsatz für die Mitarbeitenden nicht zu gefährlich ist.

Im Winter sind die ebs-Netzelektriker bei Einsätzen oft auch auf Skiern oder Schneeschuhen unterwegs. Die Materiallast der Werkzeuge, die man für den Einsatz braucht, erschweren den Weg. «Man muss körperlich schon fit sein», sagt Stefan Sigg und blickt zu Wendelin Schelbert. Der Muotathaler entgegnet: «Ja, ich gehe schon ab und wann privat biken, damit ich fit bleibe für diese Herausforderungen.» Ein Netzelektriker sei eben bei jedem Wetter und bei allen Geländebedingungen draussen unterwegs.

Koordination vor Ort: Um Fehler schnell zu finden, braucht Stefan Sigg gute Kenntnisse des Netzes und manchmal etwas Detektivarbeit vor Ort.

Nach 20 Minuten behoben

Wenn keine grobe Störung vorliegt, ist sie im Schnitt in 20 Minuten behoben. Dies weiss man so genau, weil jeder Unterbruch von Gesetzes wegen auf die Sekunde dokumentiert werden muss. Die Stürme «Lothar» im Jahr 1999 und «Vivian» im Jahr 1990 waren bei ebs für die schwersten Unterbrüche in den letzten Jahren verantwortlich. «Bei Lothar hatten vereinzelte Kunden zwei Tage lang keinen Pfuus», erinnert sich Wendelin Schelbert. Doch so schlimm ist es äusserst selten. Ein kleinerer Unterbruch, der einzelne Gebäude betrifft, komme bei ebs etwa alle zwei Wochen vor. Grössere Unterbrüche, bei denen beispielsweise ein ganzes Quartier oder mehrere Strassen vorübergehend keinen Strom haben, ereignen sich ein paar Mal im Jahr und damit wesentlich seltener.

23 Volt Toleranz

In Seewen haben die Netzelektriker mittlerweile die Störung eruiert. Es war ein Kurzschluss an einem Kabel, welcher zum Unterbruch der Stromzufuhr führte. Die ebs-Mitarbeiter konnten den Schaden schnell beheben, sodass die Seebnerinnen und Seebner die Zubereitung ihres Mittagessens nach kurzem Unterbruch wieder aufnehmen konnten.

Jetzt stehen wieder alltägliche Arbeiten an. Baustellen müssen mit dem Stromnetz erschlossen, Projekte geplant und der Pikettdienst organisiert werden. Stefan Sigg und Wendelin Schelbert arbeiten stets eng zusammen – der eine an der Front, der andere in der Zentrale. Sie sind beide dafür verantwortlich, dass das System überwacht und gewartet wird und dass der Strom die Haushaltungen und Firmen in guter Qualität erreicht. 230 Volt, plus/minus 10 Prozent, müssen beim Kunden aus der Steckdose fliessen, damit die Mitarbeiter von guter Stromqualität sprechen. «Sonst können schon mal Geräte Schaden nehmen oder nicht korrekt funktionieren», sagt Schelbert. Qualität und Sicherheit sind bei ebs oberstes Gebot, dafür setzen sich die beiden täglich ein.

Koordination auf Baustelle: Wendelin Schelbert besucht regelmässig Baustellen, um Bauarbeiten vor Ort zu koordinieren.

1100 Kilometer Stromnetz

Es ist 17 Uhr. Stefan Sigg wirft einen letzten Blick aufs Leitsystem: keine Störung. Im 1100 Kilometer langen ebs-Stromnetz funktioniert alles tadellos. Die Bevölkerung in den sieben ebs-Gemeinden kann voraussichtlich einem normalen Feierabend entgegensehen. Mit Strom kochen, mit Strom fernsehen, mit Strom die Zähne putzen, mit Strom ein Buch lesen. Für die rund 17 000 ebs-Kunden eine Selbstverständlichkeit.

«Bevor ich hier gearbeitet habe – und man muss wissen, dass ich Elektriker gelernt habe –, wusste auch ich nicht, was alles hinter unserer Stromversorgung steckt», sagt Stefan Sigg und drückt beim Hinausgehen aus seinem Büro den Lichtschalter. Das Licht geht aus. Morgen wird es um 6.30 Uhr wieder angehen im Büro an der Riedstrasse. Dafür sorgen Stefan Sigg und Wendelin Schelbert mit ihrem Team.

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