Porträt: Sie ziehen an derselben Faser

Der eine plant bis zur Steckdose, der andere kommt an dieser erst so richtig in sein Element: Kurt Bissig und Ivo da Silva Ferreira sind ein eingespieltes Team, gerade im Bereich Glasfaser.

An einer zentralen Strasse in Attinghausen wartet Ivo da Silva Ferreira auf Kurt Bissig. Wie jeden Morgen um halb sieben Uhr. Der 21-Jährige hat noch keinen Fahrausweis und ist froh um die Fahrgemeinschaft mit seinem Arbeitskollegen. Die morgendliche Fahrt verläuft eher schweigsam, obwohl die beiden einiges zu besprechen hätten – Fussball, Basketball, die Arbeit. Kurt Bissig ist seit 2020 Projektleiter FTTH bei ebs, im selben Jahr begann Ivo da Silva Ferreira seine Ausbildung zum Multimediaelektroniker. Will heissen: Seit drei Jahren ziehen sie am selben Strang – und der besteht meist aus Glasfasern.

An ihrem Arbeitsort bei der ebs TeleNet AG an der Landsgemeindestrasse in Ibach angekommen, kümmern sich die beiden zwar um dieselbe Materie, aber trotzdem trennen sich ihre Wege fürs Erste bereits kurz nach der Eingangstür. Kurt verschwindet in sein Büro, Ivo trifft den Arbeitskollegen, den er heute auf die Baustelle begleiten wird.

Ivo da Silva Ferreira (links) und Kurt Bissig besprechen, wie sie die einzelnen Glasfasern optimal verbinden.

Der eine plant, der andere führt aus

Als Projektleiter FTTH sorgt Kurt Bissig dafür, dass das Glasfasernetz von ebs bis direkt in die Häuser im Versorgungsgebiet gelangt und den Kunden ein starkes Netz mit schnellem Datenverkehr liefert. Dafür zeichnet der 51-Jährige Pläne, beschafft Material, koordiniert mit Hausverwaltungen sowie Eigentümern und verantwortet die Qualitätssicherung. Kurt Bissig plant die Baustellen für die Rohre und Knotenpunkte der Glasfasernetze und auch bis hin zu den Glasfasersteckdosen in den einzelnen Haushalten. Geht es im Anschluss darum, Massnahmen an ebendieser Dose auszuführen und «Signal auf die Faser zu geben », wie Kurt Bissig sagt, kommt Ivo da Silva Ferreira ins Spiel. Glasfaserkabel einziehen, Störungen im Kupferkabelnetz beheben oder Geräte wie Modem, WLAN-Router, Computer und Fernseher installieren: Ivo da Silva Ferreira kümmert sich darum, dass bei den Kunden alles reibungslos läuft.

50 Kilometer in einem Jahr neu verlegt

Anfang der 1990er-Jahre verlegte ebs die erste Glasfasernetzleitung in der Region. Seither wurde das Netz stetig ausgebaut, in den letzten Jahren mit immer höherer Geschwindigkeit. Allein im letzten Jahr kamen über 50 Kilometer neue Glasfaserleitungen hinzu. Aktuell sind es rund 100 Kilometer Glasfaserkabel, über welche rund 1000 Kunden verbunden sind.

Bei einem dieser Kunden steht heute Spleissen an, das Verbinden zweier Glasfasern. Dies heisst auch: Kabelreserven verlegen, Kabel abisolieren, Fasern reinigen, Bündeladern im Anschlusskasten und Fasern schön in der Kassette versorgen. Herausfordernd wird Spleissen, wenn das Glasfaserkabel schwer zugänglich in einer Ecke oder an einem dunklen Ort hängt oder wenn es, wie heute, kalt ist. «Beim Spleissen kann man keine Handschuhe tragen», erklärt Ivo da Silva Ferreira. «An gewissen Standorten kann es daher wegen der Kälte schon mal sehr anstrengend sein. Und ganz wichtig: Man muss die Farben der Kabel erkennen, sonst klappt es nicht.»

Ivo da Silva Ferreira prüft das Modem eines Kunden. Die fehlende Internetverbindung kann er mit einem Softwareupdate schnell beheben.

Kurt Bissig und Ivo da Silva Ferreira mögen die Abwechslung bei ihrer Tätigkeit. «Ich kann drinnen wie draussen arbeiten und die ganze Arbeitspalette ausführen – von der Planung im Büro bis zum gelegentlichen Spleissen», sagt Kurt Bissig. Und Ivo da Silva Ferreira ergänzt: «Jeder Kunde hat andere Wünsche. Dadurch kann ich immer auch Neues lernen.» Einige würden genau wissen wollen, was er da mache. «Das freut mich natürlich. Denn je besser der Kunde informiert ist, desto weniger Fragen tauchen im Nachhinein auf.»

Kupferkabel reichen nicht mehr

Und wo liegen die aktuellen Herausforderungen in ihrem Alltag? Auch hier sind sich die beiden einig: in der Verlegung der Kabel von A nach B sowie im Aufbau des Parallelnetzes von Kupfer und Glasfaser. Bis heute wird vor allem über das Kupferkabelnetz gesurft. Doch dieses wurde ursprünglich für die Übertragung von Fernsehsignalen aufgebaut und stösst mittlerweile bei der Datengeschwindigkeit an seine Grenzen. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, wird deshalb ein Glasfasernetz gebaut.

Glasfaserkabel werden im Gebäude möglichst durch bestehende Rohre in die Wohnungen gezogen. Doch dieser Umbau erfordert akribische Planung und eine Prüfung der Rohre, welche oft zwanzig, dreissig oder mehr Jahre alt sind. «Druck auf den Rohren oder Kupferkabel, die nicht mehr durch die Rohre passen, weil diese beschädigt sind, erkennen wir mithilfe einer Einzugssaite und eines Kabelortungsgeräts», erklärt Kurt Bissig. «Im schlimmsten Fall müssen wir den defekten Rohrteil komplett auswechseln, bevor das Glasfaserkabel verlegt werden kann.» Eine aufwendige Arbeit.

Bei einem Kunden wird ein ganzes Gebäude mit schnellem Internet ausgestattet. Ivo da Silva Ferreira beim Spleissen der Glasfasern – für einmal gut zugänglich und in geheizten Räumen.

Schwyzer sind offen für Glasfasernetz

Das Telefon klingelt, eine Störung wird gemeldet. Ivo da Silva Ferreira ist bereit. «Bei einem Kunden funktioniert das Internet nicht», erklärt der angehende Multimediaelektroniker. «Das kann viele Ursachen haben, die ich nun schnellstmöglich herausfinden muss.» Der 21-Jährige macht sich auf den Weg.

Die Schwyzer Kunden zeigen sich gegenüber der Glasfasertechnologie sehr offen, bestätigen Ivo da Silva Ferreira und Kurt Bissig später an diesem Tag unisono. Das überrascht sie jedoch wenig. «Glasfaser ist aktuell günstiger und viel weniger anfällig auf Störungen als die alten Kupferkabel. Zudem sorgt die Technik für weniger Strahlen als eine Datenübertragung über die Luft wie beim Mobilfunk», erklärt Kurt Bissig. Einziger Wermutstropfen: «Wird eine Leitung durch ein Unwetter oder von einem Bagger beschädigt, dauert die Reparatur fast einen Tag.» Bei Glasfasern lässt sich nicht so einfach ein neues Leitungsstück dazwischenhängen wie bei den Kupferkabeln.

Heute jedoch wird nichts mehr repariert. Es ist Feierabend. Für die beiden Glasfaserexperten bedeutet dies, gemeinsam den Heimweg ins Urnerland anzutreten. Meist fällt die Fahrt am Abend wesentlich gesprächiger aus als jene am Morgen. Oft nutzt der sportbegeisterte Ivo da Silva Ferreira diese Zeit, um seinen Kollegen Kurt Bissig in Sachen Fussball und Basketball auf den neuesten Stand zu bringen.

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